Institutionelle Bedingungen des Zusammenhangs von atypischer Beschäftigung und sozialer Ungleichheit in Europa
In den politischen Diskussionen um als zu inflexibel empfundene Arbeitsmarkt Strukturen wird vielfach behauptet, dass sich durch die Ausdehnung atypischer Beschäftigungsformen sowie den Ab- bzw. Umbau gesetzlicher oder tariflicher Vorschriften niedrigere Arbeitslosen- bzw. höhere Beschäftigungsquoten erreichen ließen. Ob eine Ausweitung atypischer Beschäftigungsverhältnisse nun tatsächlich mehr Menschen in Lohn und Brot bringt oder aber bestehende Normalarbeitsverhältnisse verdrängt ist keineswegs eindeutig. Gleiches gilt für die Frage, ob es "besser" sei, einer atypischen Arbeit nach zu gehen als keiner. Eine projektbezogene Beschäftigung kann die Tür zu einer Festanstellung öffnen. Aufeinanderfolgende befristete Verträge hingegen gleichen eher einer Drehtür. Teilzeitarbeit bietet die Möglichkeit, Aufgaben außerhalb der entlohnten Arbeit (bürgerschaftliches Engagement, Familie etc.) wahrzunehmen. Das Einkommen reicht aber meist nicht dauerhaft zum Leben. Hinzu kommt, dass die mit atypischen Beschäftigungsformen einhergehenden Chancen und Risiken sozial ungleich verteilt sind. Das Projekt befasste sich daher mit dem Zusammenhang zwischen atypischer Beschäftigung und sozialer Ungleichheit. Durch eine europäisch vergleichende Perspektive sollte herausgefunden werden, welche institutionellen Rahmenbedingungen soziale und ökonomische Inklusion fördern bzw. dieser entgegenstehen. Ganz konkret ging es um die Beantwortung folgender Fragen:
- Ausmaß und Entwicklung atypischer Beschäftigung: Wie haben sich unterschiedliche Formen atypischer Beschäftigung im Verhältnis zu Normalarbeit, Arbeitslosigkeit und Inaktivität in Europa entwickelt?
- Institutionelle Bedingungen atypischer Beschäftigung: Wie beeinflussen unterschiedliche institutionelle und strukturelle Rahmenbedingungen die Teilhabechancen verschiedener sozialer Gruppen an Erwerbsarbeit bzw. atypischer oder regulärer Beschäftigung?
- Folgen atypischer Beschäftigung: Wie wirkt sich atypische Beschäftigung auf die soziale Ungleichheit aus, beispielsweise auf die Arbeitsmarktintegration oder das Einkommen?
Diese Fragen wurden mittels quantitativer Analysen von Individualdaten aus 20 europäischen Ländern untersucht. Eine ausführliche Beschreibung des Vorhabens ist hier zu finden.
Ausgewählte Publikationen
Allmendinger, J. / Giesecke, J . / Hipp, L. / Leuze, K . / Stuth, S. (2012): Mehr Jobs oder nur mehr schlechte Jobs? Die Entwicklung atypischer Beschäftigung in Europa. Berlin: WZB. WZBrief Arbeit.
Allmendinger, J. / Hipp, L. / Stuth, S. (2013): Atypical Employment in Europe 1996 – 2011. Berlin: WZB-Discussion Paper, 2013-003.
Dathe, D. / Paul, F. / Stuth, S. (2012): Soziale Dienstleistungen: Steigende Arbeitslast trotz Personalzuwachs. Berlin: WZB. WZBrief Arbeit.
Gebel, M. / Giesecke, J. (2011): Labor Market Flexibility and Inequality: The Changing Skill-Based Temporary Employment and Unemployment Risks in Europe. In: Social Forces, 90 (1): 17-40.
Gebel, M. / Giesecke, J. (forthcoming): The Study of Occupational and Demographic Consequences of Atypical Employment: Germany. In: Barbieri, P. (ed.): Flexible Employment and Welfare Regimes. Edward Elgar.
Hipp, L. / Stuth, S. (2013): Management und Teilzeit? – Eine empirische Analyse zur Verbreitung von Teilzeitarbeit unter Managerinnen und Managern in Europa. KZfSS Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 65(1): 101-128.
Hipp, L. / Stuth, S. (2013): Management und Teilzeitarbeit – Wunsch und Wirklichkeit. WZBrief15, Mai 2013.
Schmeißer, C. / Stuth, S. / Behrend, C. / Budras, R. / Hipp, L ./ Leuze, K. / Giesecke, J. (2012): Atypische Beschäftigung in Europa 1996-2009. Berlin: WZB-Discussion Paper P 2012-001.