Think Tank Verbreitung: Stratifizierung von Wissensorganisationen und politiknaher Expertise
In den letzten Dekaden konnte ein signifikantes Wachstum der Zahl und der Aktivitäten gemeinnütziger Think Tanks und ähnlicher zivilgesellschaftlicher Organisationen beobachtet werden. Viele dieser Organisationen weisen Verbindungen zu akademischen Instituten, Medien, Wirtschaftsunternehmen und Verbänden und zu NGOs und weiteren Gruppen auf. Unsicherheit, Komplexität und partizipative Politikformen tragen zur wachsenden Nachfrage nach politiknaher Expertise bei, die auch als wichtiges Instrument zur Erreichung politischer Ziele angesehen wird. Im Rahmen des Projektes wird die These verfolgt, wonach es einen neuartigen Wettbewerb unter Wissensorganisationen und eine veränderte Stratifizierung der Landschaft politisch relevanter Wissensproduktion gibt. Zivilgesellschaft wird dabei sowohl zur Quelle und Resource in politischen Konfliktkonstellationen als auch zu einem wichtigen Terrain, indem sich Konflikte in enger Beziehung zu Arenen der relevanten politischen Systeme ausgetragen werden. Zivilgesellschaftliche Think Tanks ergänzen das traditionelle Spektrum der Wissensproduktion und konkurrieren dabei insbesondere mit traditionell privilegierten Institutionen wie Universitäten und Forschungsinstituten einerseits und Parteien und Interessengruppen andererseits. Das Projekt untersucht a) die Produktion und den Einfluss des Global Go To Think Tank Index, der seit 2006 jährlich ein Ranking auf globaler und nationaler Ebene sowie in Bezug auf wichtige Themen bietet; b) neue Think Tanks und Think Tank Resourcen mit Fokus auf Recht und Gesetzgebung, die Verbindung der europäischen und nationalen Politik sowie Digitalisierung; c) die Rolle konkurrierender Think Tanks im politischen Prozess zum Beispiel in der Klima- und Energiepolitik. Schließlich wird im Rahmen der Global Survey Group des Climate Social Science Netzwerkes mit internationalen Partnern das globale Atlas Think Tank Netzwerk und die Klimapolitik untersucht.