Das Vermächtnis – Die Welt, die wir erleben wollen

Abstract

Wie wollen die Menschen in Deutschland leben und wie sehen sie sich selbst? Wo zeigen sie Bereitschaft zur Veränderung und wo gibt es Blockaden? Diese Fragen beantwortet die Vermächtnisstudie von DIE ZEIT, infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft und dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). Befragt wurden 3.104 repräsentativ ausgewählte Personen im Alter von 14 bis 80 Jahren in der gesamten Bundesrepublik. Die Befragung fand zwischen Anfang Juli und Mitte Oktober 2015 statt.

Für die Vermächtnisstudie wurde ein innovatives Forschungsdesign entwickelt, das aus einem Dreiklang von Erhebungsdimensionen besteht.

1. Das Hier und Jetzt.

Die Menschen wurden zunächst nach ihren persönlichen Handlungsweisen, Lebenserfahrungen und Einstellungen gefragt. Was ist ihnen heute besonders wichtig, was eher unwichtig? Die Antworten verweisen auch auf zentrale Fragen der Ungleichheitsforschung. In welchen Bereichen liegen die Meinungen und Lebenswelten der Menschen weit auseinander, in welchen ähneln sie sich? Lassen sich diese Unterschiede auf die klassischen Achsen der Sozialstrukturanalyse, Alter, Bildung, Einkommen und Haushaltszusammensetzung, zurückführen oder haben diese ihre Erklärungskraft verloren? Welche anderen Merkmale erlauben es, Gruppen zusammenzufassen und damit Unterschiede zwischen den Menschen zu beschreiben?

2. Das Vermächtnis.

Hier wurden die Menschen gefragt, was sie an die folgenden Generationen weitergeben wollen. Welche Werte wollen sie bewahren, welche würden sie stärken, welche würden sie verwerfen? Mit dieser Dimension lassen sich unterschiedliche Fragen beantworten. Sind die Menschen in Deutschland überhaupt bereit, ihre eigenen Wertvorstellungen zu hinterfragen und andere Werte zu vermachen als jene, die sie selbst haben? Oder zeigt sich viel eher ein hohes Ausmaß an Kontinuität, eine Zufriedenheit mit den eigenen Wert- und Lebensvorstellungen? Sollte es zu Korrekturen kommen, unterscheidet sich dann das Vermächtnis der Deutschen stärker als ihre heutigen Einstellungen voneinander abweichen? Oder teilen die Menschen gemeinsame Vorstellungen über das, was sie den kommenden Generationen vermachen wollen? Außerdem lassen sich auch hier spezifische Gruppen mit spezifischen Vermächtnisinhalten identifizieren.

3. Die Zukunftserwartung.

Was denken die Menschen, wie sich die Zukunft tatsächlich entwickeln wird? Wie wird es werden? Hier geht es also nicht mehr um die eigenen Werte und das, was man selbst der kommenden Generation weitergeben möchte. Hier geht es um die Mitmenschen und wie diese, nach Meinung der Befragten, die Zukunft Deutschlands gestalten werden. Da sich solche Zukunftsvorstellungen immer danach richten, was man bei „den Anderen“ heute wahrzunehmen glaubt, erfährt man durch den Vergleich zwischen der ersten Dimension, dem eigenen Leben, und dieser Dimension viel darüber, wie man das eigene heutige Leben in der Gesellschaft verortet.

In der Vermächtnisstudie wurde ein Großteil der Fragen im Dreiklang dieser Dimensionen erhoben. Sie umspannen die Bereiche des sozialen Lebens, der Liebe, des Lebensstils, des Wohnens, des Essens, der Gesundheit, der Kommunikation, des Berufslebens und des Besitzes.

Das „Vermächtnis“ eines Menschen, der Wunsch, etwas weiterzugeben, hat auch eine starke emotionale Komponente. Um die Menschen auf dieser Gefühlsebene anzusprechen, wurden zusätzlich drei Sinnestools entwickelt. Bei der Befragung wurden kleine Duftdosen für einen Riechtest, ein Fühlbeutel für eine haptische Erhebung sowie ein Rhythmusmodul zum Vorspielen während des Interviewgesprächs bereitgestellt. Die Menschen wurden gebeten, ihre Eindrücke beim Riechen, Fühlen und Hören der sinnlichen Stimuli zu schildern und diese mit ihrem Lebensgefühl, mit ihren Wünschen und Erwartungen zu verbinden.

Mehr Informationen zur Studie