Tuesday, 21 April 2015

Warum der Euro Europa spaltet statt es zu einen

WZB Distinguished Lecture in Social Sciences mit Wolfgang Streeck,
moderiert von Wolfgang Merkel

Geld ist mehr als ein Kommunikationsmedium: die Institutionalisierung einer Geldordnung ist auch ein macht- und verteilungspolitisches Problem. Das zeigt sich aktuell: Das Geldregime der Europäischen Währungsunion transformiert horizontal-qualitative Unterschiede zwischen den politisch organisierten Gesellschaften Europas in eine hierarchische Über- und Unterordnung. Die nationalen Geldregime vor der Euro-Zeit trugen diesen Unterschieden Rechnung. Die Währungsunion dagegen verlangt eine rapide Anpassung der unterschiedlichen nationalen ökonomischen Institutionen und Kulturen und einen Übergang zu einer einheitlichen Wirtschaftsweise, die unterschiedlich schwer fällt. Zurzeit ist umkämpft, welche Wirtschaftsweise das sein soll: die deutsche oder die südeuropäische. Egal wie der Konflikt ausgeht, er wird Europa politisch spalten statt vereinen.

Wolfgang Streeck ist emeritierter Direktor am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln. Er forscht über Krisen in der politisch-ökonomischen Entwicklung des gegenwärtigen Kapitalismus. Zuletzt veröffentlichte er u.a.: Gekaufte Zeit: Die vertagte Krise des demokratischen Kapitalismus, Berlin: Suhrkamp, 2013; Politics in the Age of Austerity (Hrg., mit Armin Schäfer), Cambridge: Polity Press, 2013; und Re-Forming Capitalism: Institutional Change in the German Political Economy, Oxford University Press, 2009.

Wolfgang Merkel ist Direktor der WZB-Abteilung Demokratie und Demokratisierung.

Kommentatoren:
Dorothea Kübler ist Direktorin der WZB-Abteilung Verhalten auf Märkten.

Michael Zürn ist Direktor der WZB-Abteilung Global Governance.

Die Veranstaltung ist Teil der Reihe WZB Distinguished Lectures in Social Sciences.