Vom Ende der repräsentativen Politik
Begrüßung und Einführung: Wolfgang Merkel, WZB
Die Demokratie, die repräsentative Politik, steckt in einer Krise. Eine stetige Entpolitisierung ist zu beobachten; das Interesse an Wahlen und an Parteien geht rapide zurück. So wird es oft dargestellt – Simon Tormey hat eine andere Interpretation.
Da das Vertrauen in althergebrachte Institutionen erschüttert ist, bleibt die repräsentative Demokratie zwar bestehen, wird aber um- und ausgebaut. Sie wird „demokratischer“. Was wir derzeit erleben, ist ein Rollenwandel von Parteien und Politikern. Repräsentative Institutionen werden ergänzt um bürgerschaftliche Initiativen, die auf unmittelbare politische Resonanz, auf Kontrolle und Korrektur von politischen Entscheidungen hinwirken. Die Bürgerinnen und Bürger werden Hauptakteure der Politik, was das Ende der repräsentativen Politik sein könnte, wie wir sie bisher kannten. Gleichzeitig aber entwickeln sich neue Formen des politischen Engagements und damit auch Chancen auf eine grundlegende Erneuerung der Demokratie.
In seinem jetzt auf Deutsch erschienenen Buch ergründet Simon Tormey die gegenwärtigen Veränderungen, indem er ein vielfältiges Tableau von Beispielen betrachtet, von der Situation in Griechenland und den Protesten in Spanien, Brasilien und der Türkei, bis hin zu der Entstehung neuer Initiativen wie Podemos, Anonymous und Occupy.
Der Autor
Simon Tormey ist Professor für politische Theorie an der Universität von Sydney. Zuvor war er Professor und Direktor der School of Politics and International Relations und Gründungsdirektor des Centre for the Study of Social and Global Justice an der Universität von Nottingham in Großbritannien.
Das Buch
Simon Tormey, Vom Ende der repräsentativen Politik, Hamburger Edition 2015. Aus dem Englischen von Bernhard Jendricke/Sonja Schuhmacher, 230 Seiten. (Originalausgabe: The End of Representative Politics, Cambridge, UK: Polity Press 2015)