Thursday, 22 September 2016

Das metrische Wir. Zur Quantifizierung des Sozialen

WZB Big Data Brown Bag Seminar with Steffen Mau

Der Vortrag beschäftigt sich mit den neuen Trends der metrischen Erfassung und Selbstbeschreibung der Gesellschaft, wie sie sich etwa in Formen von Ratings, Scorings und der Selbstvermessung finden lassen. Dabei wird argumentiert, dass diese Ausbreitung von Quantifizierung nicht einfach nur einer spezifischen Darstellungsform der Gesellschaft den Vorrang gibt, sondern in drei soziologisch relevante Richtungen Wirkung entfaltet: Erstens wird mit der Spezifizierung und Bereitstellung von quantitativen Indikatoren und Daten die Neigung zum sozialen Vergleich gestärkt. Zweitens ergibt sich ein Trend in Richtung einer verstärkten gesellschaftlichen Hierarchisierung, weil fortwährend qualitative Unterschiede in quantitative Ungleichheiten transformiert werden, also numerische Differenz erzeugt wird. Drittens entsteht aus der quantifizierenden Vermessung des Sozialen eine Ausbreitung, wenn nicht gar Universalisierung von Wettbewerb, denn wir können nun in vielen Dimensionen unserer sozialen Existenz anhand von Mehr-oder-Weniger- oder Besser-oder-Schlechter-Vergleichen anderen gegenübergestellt werden. Der Vortrag diskutiert diese Trends und ihre gesellschaftlichen Implikationen und versucht, sie an breitere soziologische Fragestellungen anzuschließen. 

Steffen Mau ist Professor für Makrosoziologie am Institut für Sozialwissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin.

Kommentar: Martina Franzen, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der WZB-Forschungsgruppe Wissenschaftspolitik

Kontakt: Dr. Martina Franzen, WZB-Forschungsgruppe Wissenschaftspolitik